Udo von Nettlingen und seine Sippe
Die Geschichte des Dorfes Nettlingen ist bis zum Ausgang des Mittelalters und darüber hinaus verknüpft mit der des Rittergeschlechtes derer von Nettlingen, dessen letzter männlicher Spross im Jahr 1520 verstarb. Zu der Zeit, als der Kaiser Friedrich Barbarossa an der Spitze des deutschen Reiches stand (1152-1190 ) und sein mächtiger Vetter Heinrich der Löwe Herzog von Sachsen war (1142-95), taucht in den Urkunden der Jahre 1166-1220 ein Udo von Nitheloche (Nethelege) als Zeuge auf. (U.Ho.Hi.I 337)
Von da an
reißt die Kette der Träger dieses Namens in den Urkunden nicht wieder ab. Das Geschlecht
der von Nettlingen gehörte nicht dem Stande des freien Uradels, der nobiles
oder Edelfreien an. Sie werden überall als servi, Diener, milites, Ritter oder
famuli, Knappen, bezeichnet. Sie gehörten somit dem Stande der Ministerialen
an. Diese waren Dienstmannen weltlicher und geistlicher Herren. Sie versahen
Dienste bei Hofe, als Beamte und mit der Waffe. Die Mehrzahl von ihnen waren ursprünglich
Laten, d.h. Halbfreie, Hörige; eine beträchtliche
Zahl von ihnen hatte sich auch aus dem Stande der Freien in den der abhängigen
Ministerialen begeben. Für ihre Dienste wurden sie in der Regel belohnt durch
Verleihung von Lehnsgütern, Höfen, Grundbesitz und den damit verbundenen Einnahmen
und Berechtigungen.
Erst der Name oder erst das Geschlecht?
Durch diesen
Besitz an Lehnsgut und z.T. auch an Eigengut (Allod) nahmen diese Ministerialen
mit der Zeit an Macht und Ansehen zu und bildeten den Stand des sog. niederen
Adels. Zu ihm gehörte auch das Geschlecht der von Nettlingen. Nach dem Orte, in
dem diese Ministerialen ihren Hauptsitz hatten, legten sie sich dann, in der Regel
etwa seit dem 12.dahrhundert, als es Sitte wurde, seinem Rufnamen einen Familiennamen
hinzuzufügen, einen solchen Familiennamen zu.
Der Name von
Nettlingen besagt also nicht, dass die Träger dieses Namens aus Nettlingen stammten, sondern dass sie
dort ihr Gut, den Sitz ihrer Familie, hatten. Seit wann das der Fall war, ist
nicht mehr festzustellen. Die in den Urkunden von 1166-1337 (U.B.Ho.Hi.I-III)
auftauchenden Glieder dieser Familie sind:
- Udo, erwähnt 1166-1220,
- Burchard, 1194-1204,
- Christian, 1211-1227,
- dessen Tochter Ermantrudis 1215-1227,
- Ernst, 1214 (U.B.st;Goslar I 393),
- Christian, Christians Sohn, 1227,
- Heinrich, 1249,
- Berthold, wohl der Name von Vater u. Sohn, 1253-1336,
- Wolfhart, 1294 erschlagen von Berthold von Oldershausen (Urk.v.Oldersh. Dep.31 St.Arch. Hann.),
- Deneke u. Bertold, Gebrüder, 1311, leisten der Stadt Goslar Urfehde (Urk.Stadt Goslar III,254 ),
- Denke, erw., 1316,
- Bodo, Bodos Sohn, 1333 und Johann, Bodos Sohn, 1323-1336,
- Bodo und seine Söhne Burchard, 1333-1336, und Hermann, 1333-1349,
- Johann, erw., 1333-1349,
- Dyderik, 1367
Die
Jahreszahlen geben nicht die Lebensdaten an, sondern lediglich, in welchem
Zeitraum die Personen urkundlich nachgewiesen sind!
Diese alle erscheinen in den Urkunden größtenteils nur mit ihrem Namen und als Zeugen oder Bürgen; Christian und seine Kinder wurden in Bettmar belehnt, Berthold wurde von Goslarer Bürgern in der Magdeburger Fehde (1297) auf dem Emerberge zusammen mit zwei Grafen von Dassel erfestet, d.h. gefangen genommen (U.St. Goslar IL526), ein gleichnamiger begegnet uns in einer Stadt-Hildesheimer Fehde (1333).
Im Jahre 1323 ging eine halbe Hufe Lehnsgut des Grafen von Wohldenberg in Netelgen; welche Johann v. Nettlingen, der Bruder Jordans, besaß, an den Ritter Johann v. Salder (Ahnherr des späteren Gutsherrn Curt) über (Urk.Salder I-30 ).
Erst in
Urkunden von 1333 an erscheinen Bodo v. Nettlingen und seine Söhne als
Lehnsleute des Michaelisklosters in Nettlingen.
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